Freitag, 5. Februar 2016

Raus aus der Stoffrestekiste - rauf aufs Sofa

Heute möchte ich Euch von der Deckenwerdung eines Stoffrestes erzählen und Euch mit Zahlen und Fakten rund um eine Patchworkdecke und deren Entstehung langweilen ;o)

Meistens beginnt der Prozess hier vor diesem Materialregal, aus den Kisten mit Stoffresten (die beim Nähen anderer Projekte entstehen, oder vom Schnäppchentisch geholt wurden) wähle ich die Farben meiner Wahl aus.

 Bei unserem Anschauungsbeispiel benutzte ich extra gekaufte Patchworkrollen, die farblich zusammengestellt waren - die hatte ich entdeckt beim Kreativmarkt und mich dort direkt in die Farbzusammenstellung verliebt.
 Aus festem Karton fertige ich eine passende Schablone an und dann werden unzählige Quadrate mit einem Bleistift oder Fineliner auf die Rückseite der rausgesuchten Stoffe gezeichnet... in unserem Fall waren es natürlich nicht "unzählige", sondern exakt 280. Diese Quadrate werden dann mit einer Stoffschere ausgeschnitten und bereits nach dieser Arbeit plagen mich mein steifer Rücken und die Blasen an der Hand vom Schneiden.
 Die Quadrate müssen nun eventuell gebügelt werden, je nachdem in welchem Zustand sich der Stoff befindet, und sie werden vorsortiert, denn beim Zusammennähen sollte man darauf achten, dass nicht unbedingt gleiche Stoffe nebeneinander landen, bzw. vielleicht soll die Anordnung ein Muster ergeben.
 Nun werden die Quadrate schön aneinander genäht, bis man die gewünschte Breite der künftigen Decke erreicht hat
das wiederholt man so oft

... bis alle Quadrate zu Streifen vernäht worden sind, die nun in der richtigen Reihenfolge aneinander genäht werden. Dies ist der stressigste Teil... für den Rest der Familie, denn zum einen liegen überall sortierte Stoffstreifen herum, die ja nicht berührt oder bewegt werden dürfen, zum anderen ist die Mutter kaum ansprechbar und letztlich nimmt Mutter samt Handarbeit den kompletten Raum ein - vorzugsweise das Wohnzimmer.

Ist der letzte Streifen verarbeitet, sieht das gute Stück schon verdammt nach Decke aus und lässt das eigene Herz höher schlagen, es geht in die Endphase.
 Das Finale erfordert regelrechten Körpereinsatz und viel Platz, diesen gibt es nur bei uns im Esszimmer, das vor dieser Arbeit selbstverständlich erst einmal gründlich gesaugt werden muss und der massive Tisch muss ein wenig zur Seite geschoben werden. Nun kann das üppige und in etlichen Metern gekaufte Vlies ausgebreitet und zugeschnitten werden
 Normalerweise wird der Seitenstreifenstoff in akribischer Massarbeit zugeschnitten - hier hatte ich Glück und konnte die bereits vorgeschnittenen Streifen aus den Rollen verwenden, die freundlicherweise zuviel waren und farblich wunderbar abgestimmt sind.
 Aber soweit sind wir ja noch gar nicht - jetzt kümmern wir uns um den Rückenstoff, der bei meinen Decken immer aus einem Stück besteht. Da es sich hierbei um ein großes Stück Stoff handelt, brauche ich erst gar nicht in meinen Restekisten zu schauen, ich bestelle sie extra passend zum Projekt.
 Ein kritischer Blick verrät mir: ich kann noch nicht zuschneiden, erst muss der Bügelladen aufgestellt werden und das gute Teil geglättet... seufz, darauf hab ich ja nun echt keinen Bock - aber was muss, das muss.
Endlich kann ich mich ans Zuschneiden machen, nachdem alle Seiten festgesteckt sind und meine Knie vom Ambodenrumrutschen genauso steif und schmerzhaft sind wie mein Rücken.
 Frischen Kaffee geholt und jetzt geht es wirklich in den Endspurt! Zuerst werden alle vier Seiten fixiert, das heisst: mit groben aber festen Stichen müssen die 3 Lagen zusammengehalten werden.
 Danach die Seitenstreifen "geheftet", das ist eine Technik bei der man mit einem relativ minderwertigen Faden, die umgeschlagenen Kanten fixiert, dieser Faden wird ganz am Ende wieder herausgezogen.
 Die Seitenstreifen müssen nun mit einem sogenannten Saumstich an der Deckenkante angebracht werden - vorne und hinten.
Tadaaaaaaaaaaaaaa - nun also ist die neue Decke fertig und kann sich um den neuen Besitzer schmiegen und ihn (oder sie) warm halten.

Zum Abschluss noch ein paar Zahlen und Fakten:

280 Quadrate gezeichnet und ausgeschnitten
insgesamt 76,3 Meter genäht
Von Montag bis Freitag von 8Uhr bis ungefähr 23Uhr gearbeitet, ziehen wir Klopausen, Hausarbeit und Essen ab kommen wir auf ca. 60 Stunden (plus/minus)
das macht 15 Tassen Kaffee (maxi)
plus 7 Liter Tee
plus 7,5 Liter Mineralwasser
2 Staffeln Fringe und zwei Folgen der 3. Staffel
10 Folgen Voyager
und ca. 5-7 mehr oder weniger interessante Dokumentationen.


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