alltag
unsympathisch der wecker klingt
ätzend und hoch, die sängerin singt
raus aus dem bett
räkeln wär' nett
jedoch kaum noch munter
tapp' ich die treppe runter
erstmal ins bad begebe ich mich
den blick in den spiegel vermeide ich
in der küche stehe ich dann
und überlege was ich bereiten kann
blubbernd ergiesst sich der kaffee in
die tasse
„buh“, ruft's hinter mir, na
klasse....
die jüngste ist fröhlich und munter
grantig kommt die ältere runter
das schlusslicht irgendwann
macht wie immer mein mann
sind nun alle versorgt
scheint der vormittag nur geborgt
schnell an die nadeln gemacht
wozu eigentlich – hab ich mir oft
gedacht
jedoch, die hoffnung stirbt nie
geld muss rein – irgendwie
zwischendurch ein blick ins netz
jesses, was soll denn das jetz'
soviel blödsinn heut' wieder
manchmal ist mir soviel mensch einfach
zuwider
hier eine suchmeldung geteilt
egal ob die gute eh schon längst zu
hause verweilt
dort ein süsses glitzerndes katzenbild
sowas macht mich gleich morgens ganz
wild
ah, eine warnung vor bilderdieben
lest doch erstmal die agb, ihr lieben
die woche der gesundheit dauert auch
schon mindest' drei jahr'
ach, wie schön die zeit doch ohne
internet war
was? die zeit ist schon wieder rum?
mag es kaum glauben, doch sei's drum
muss los zum kindergarten
dort wird meine kleine schon warten
unterwegs sammeln wir noch die ältere
ein
die sieht schon wieder sehr frustriert
drein
die liebe so wie sie es will
hät einfach nicht still
ausserdem und sowieso
ist eh alles für's klo
ein teenager schon im herzen
mit all den einhergehenden schmerzen
schnell die stulle für mittags gemacht
ein bisschen über dies und jenes
gelacht
die ältere macht sich über die
hausaufgaben
während die kleine und ich uns am
fernseher laben
der nachmittag ist voller
kindergeschrei
die nachbarskinder kommen vorbei
gibt mir zeit für weitere nadelarbeit
eine einkommende sms sorgt für
heiterkeit
autokorrektur macht selbst
verspätungsnachrichten schmissig
ach herrje, meine hände sind rissig
bevor ich creme auftrage
kommt noch die abendmahlfrage
den herd angeworfen
die nachbarskinder rausgeworfen
leckeres essen
schnell gegessen
die kinder ins bett
jetzt wird’s nett
aber schnarch und säg'
mein mann ist müd und weg
computer an und bierchen auf
dann mach ich halt allein einen drauf
schnell vor der tür eine zigarette
jetzt tratschen sie im dorf... jede
wette
das bier war aber schnell leer
da muss gleich ein neues her
meine gedanken in gedichtform geklopft
damit er leer wird, der schwere kopf
das gemüt wird immer schwerer
die kopf trotz schreiberei nicht leerer
wo sind sie eigentlich hin die guten
leute
das web ist so schrecklich öde heute
so geht es tag ein tag aus
manchmal möchte ich einfach nur raus
doch wohin soll ich gehen
weit und breit nichts zu sehen
leere strassen
dunkle gassen
kein leben
kein streben
hab's so gewollt!
hab's SO gewollt?
und morgen fällt wieder
der weckruf auf mich nieder
das programm wie immer
nur das kopfweh ist schlimmer
jeder tag ein einheitsbrei
schöne kinderplapperei
der kopf jedoch rotiert
bedürfnisse – unnotiert
das leben so schnell verrinnt
und das alter beginnt
mit erinnerungen an das leben und die
stadt
begeb ich mich ins bett, ganz matt
morgen – versprech ich mir – wird’s
besser sein
und so schlaf ich doch noch selig ein.