Freitag, 13. September 2013

Schreibtherapie - zerrissenheit

Schreibtherapie -wut

nun sind es bald drei jahre her, das du gegangen bist
mach dir keine sorgen, ich habe deinen platz eingenommen
wenn es mir gut geht, hinterfrage ich das
geht es mir wirklich gut? wird es nicht bald wieder anders sein?

sind menschen fröhlich um mich herum
dann vermiese ich ihnen den tag
irgendwas gibt es immer, das man bemängeln kann
verletzende worte, das beherrsche ich mittlerweile genauso wie du

wenn mich jemand liebt, halte ich ihn für einen heuchler
wenn ich mir etwas kaufe, dann weiss ich, dass ich es mir nicht vedient habe
lesen? nur mit schlechtem gewissen... ich könnte ja was besseres tun
putzen? ja wann endlich?

kompimente sind sicher nur gelogen
ein blick in den spiegel – zeigt mir dich
nicht mal mein ich, hast du mir gelassen
das hast du mitgenommen in dein grab

keine sorge also
ich mache mich jetzt selbst fertig
nach allen regeln der kunst
die du aufgestellt hast

mein ganzes leben hast du beherrscht
am schlimmsten war's in meiner kindheit
nichts war gut genug... nicht für mich, sondern was ich getan
gut war ich nur, wenn ich krank war
dann konntest du leiden, alle aufmerksamkeit für dich
und immer öfter sag ich deine sätze
wie ich es hasse, es klebt an mir wie heisses pech
dein erbe, das ich nie gewollt
geh weg, ich möchte endlich sein!

zerstörung war deine lieblingstat
das brechen von menschenseelen dein liebstes geräusch
ob du es wolltest oder nicht
einerlei – du hast es getan

an niemandem ein gutes haar gelassen
danke für diese gabe, die hätte ich nicht gebraucht
streiten, das konntest du am besten
und alles wusstest du besser

am schönsten war es, wenn du im mittelpunkt stand'st
nichts war wichtiger als du
niemand musste mehr leiden als du
du tust mir heut noch leid

du lässt mich einfach nicht los
muss dich ja lieben... irgendwie
ist das liebe, oder unfreiwillige obsession?
die besessenheit, dir immer noch gefallen zu wollen

bleib wo du bist
ich hoffe, du bist dort glücklicher als ich
rotiere nicht in deinem grab
ich mache alles so, wie du es gewollt

aber vielleicht – irgendwann – kann ich dich abschütteln
für immer
dann werde ich frei und ich selbst sein
und werde lachen.... endlich!


Schreibtherapie – die versöhung

drei jahre sind es fast, dass du gegangen bist
seit drei jahren möchte ich dich immer wieder anrufen
will dir berichten, wie es uns geht
wie es mir geht
was ich geschafft habe

manchmal fehlst du mir
das gute in dir
will dir sagen, dass ich vieles so mache wie du
aber auch vieles gottseidank anders als du
was ich dir aber gar nicht sagen könnte
weil du es nicht verstehen kannst... nicht verstehen magst

da wo du jetzt bist, ist es besser für dich?
du warst so voller wut und ärger
voller ängste und kummer
ist das jetzt vorbei?

fast ist es mir, als hätte ich das alles von dir übernommen
ist es das alter?
ich weiss es nicht, aber es macht mir zu schaffen
möchte es abschütteln, weil es nicht schön ist

oft ist mir, als müsse ich dein leben weiterleben
mit all den erinnerungen, die gar nicht meine sind
an den tod deines kindes, das ich noch nicht einmal gekannt habe
die erinnerungen an einen krieg, den ich nur vom fernsehen kenne

manchmal möchte ich glauben, dass du mich doch geliebt hast
es fällt mir schwer, denn du warst so auf dich selbst konzentriert
da blieb wenig platz für jemand anderen
ich bin so klein

warum hast du mich so klein gemacht?
ich habe sehr lange geglaubt, nichts wert zu sein
eigentlich ist das noch immer tief in mir drin
so wie du mich gesehen hast, voller fehler
so sehe ich mich heute auch

an klaren tagen, weiss ich, dass du nicht anders konntest
deine vergangenheit hat dich zu dem geformt was du warst
aber deine vergangenheit hat auch mich geformt – und das war schmerzhaft
ich war und bin voll deiner fehler
und ich sollte voller fehler meiner selbst sein

irgendwann werde ich es geschafft haben und über deinen schatten springen
dann endlich werde ich dir ganz vergeben können
mein verständnis hast du teilweise schon jetzt
aber es tut noch immer weh
was du hinterlassen hast, ist ein dornenbett, in das ich mich jeden tag neu legen muss

ich finde meinen frieden, das weiss ich
du hast deinen hoffentlich bereits gefunden.


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