Dienstag, 26. November 2013

Homo stupidus

(geschrieben Mai 2003)

Habt Ihr schon jemals ein Tier erlebt, das bis zur Bewegungsunfähigkeit frisst.... abgesehen von diversen Schoßhunden und Stubentigern? Denkt mal darüber nach, wann Ihr je von einer Tiergattung gehört hätten, die freiwillig chemisch aufbereitete Nahrung zu sich nimmt oder sich mit Genuss Gift zuführt.
Der Mensch gehört zu den Säugetieren, er unterscheidet sich angeblich von anderen Spezies durch sein Gehirn, er hat die Fähigkeit eines Ich-Bewusstseins und das Potential zum Kreativ sein.
Allerdings denke ich trotzdem, dass er eine Fehlplanung ist. Dass der Mensch Kriege aus Machtgier führt, das verwundert mich gar nicht so sehr, denn das ist auch im Tierreich Thema Nummer Eins. Es geht nur ums Fressen oder Gefressen werden und um die Vergrößerung des Territoriums, egal wohin man sieht. Selbst ein Virus hat nichts anderes im Kopf, als Macht über seinen Wirt zu erlangen, um sich zu vermehren. Ähnlich wie die ersten Europäer, die in Amerika kaum angekommen, anfingen die Indianer (also ihre Wirte) platt zu machen.
Aber was ist in die Menschen gefahren, aus Gründen der Religion zu kämpfen?
Wenn wir uns nüchtern das Ziel jeder Religion ansehen: als spirituell gewachsener Mensch am Ende seines Lebens da zu stehen (ganz salopp ausgedrückt), dann frage ich mich, ob der Weg dorthin nicht völlig egal ist.
Ich meine, es ist doch absolut schnurz und piep, ob 3+1, 2+2, 5-1 oder 1+3 4 ist, oder?
Aber der Homo sapiens macht daraus riesige Debatten und Kriege.

Wo wir vorhin schon mal beim Essen waren. Anders als die Tiere, die ihre Speisen roh und ungewürzt zu sich nehmen, haben wir die wunderbare Begabung Tolles aus diversen Zutaten zu zaubern. Wir schafften es mit der Zeit sogar, Lebensmittel haltbar zu machen, erst durch Benutzung künstlicher Kälte, später durch künstliche Zusätze.
Ist Euch schon einmal aufgefallen, wie irrelevant die Ablaufdaten geworden sind? Richtig Angst bekomme ich wenn die Milch einen Monat nach Ablaufgrenze immer noch nicht sauer ist.
Als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam, verging mir der Appetit ein wenig, als ich in einem Lokal auf der Speisekarte entdeckte, dass die dort kredenzte Wurst Phosphate enthält..... beginne ich etwa im Dunkeln zu leuchten, nach Verzehr derselben? Was allerdings dem Fass den Boden ausschlug, war was ich letztens in einer niedlichen Waldschenke nach einem erbaulichen Spaziergang zu sehen bekam:
Die Speisekarte wurde mir gereicht und auf den ersten beiden Seiten fand ich eine Aufschlüsselung von chemischen Zusätzen, in folgender Art (bitte nagelt mich nicht an den tatsächlichen Worten fest, mein fotografisches Gedächtnis ist miserabel, ich gebe hier nur das Gefühl wieder, was letztendlich das Erlebte bei mir hinterließ):
1 = Ameisensäure
2 = Aminosulfate
3 = Zyanidamphitamin
4 = Salpetersäure
5 = Kochsalzlösung
6 = Dysribonuklearsulfide
7 = Phosphatderivate
8 = Arsenessenzen

usw usf

Zwei Seiten eng beschrieben und die Erklärung, dass man in folgender Speisenaufzählung nur noch die Nummern fände, die man aber an Hand der Tabelle nachschlagen könne, um zu erfahren was in den Speisen enthalten sei.

WIE BITTE? Kann man diesen Unfug, den sich sicherlich Schwachköpfe der EU-Riege ausgedacht haben, nicht am Ende der Speisekarte verfrachten? Ich meine, ich bin ausgezehrt nach der körperlichen Anstrengung des Waldspaziergangs und möchte mich stärken... nach der Tabelle vergeht’s einem doch. Ich weiß ja, dass in den Lebensmitteln Chemie steckt, aber will ich es so genau wissen? Wer von uns hat nicht vor Jahren beim Einkaufen entdeckt, dass die Inhaltsstoffe der Produkte immer kryptischer werden. E 127, E 733, E 815...... Erst beschloss ich ja, in meinem damals jugendlichen Überschwang, NIEMALS Lebensmittel zu kaufen, in dem mehr als zwei E’s enthalten sind, bis ich entdeckte, dass man von Bier, Karotten und Badezusätzen nicht wirklich satt wird.

Ist es nicht kongenial? Der Mensch schafft es, mit seinem tollen Gehirn, Speisen noch haltbarer noch künstlicher zu machen und schafft dann Gesetzte in denen es darum geht, dass Konsumenten gewarnt werden müssen, dass sie Chemie zu fressen in Begriff sind.

Ich jedenfalls habe nichts zu essen bestellt und mich darauf verlassen, dass im Kaffee nur Kaffee, Wasser und Milch ist – was sicherlich sehr blauäugig von mir war.

Nehmen wir doch zum Beispiel, um beim Thema zu bleiben, den Einkauf an sich. Beobachten wir ein Tier bei der Nahrungsbeschaffung: es legt sich auf die Lauer nachdem es eine Fährte gewittert hat und nach kurzer präziser Jagd, nagt es bereits an den Rippen der Beute. Oder es hängt sich in einen Baum und frisst los, senkt den Kopf über ein Grasbüschel und kaut etc.
Der Mensch? Wir gehen in einen Supermarkt, kämpfen uns durch diverse E-verseuchte Produkte, genveränderte Gemüsesorten und mit Hormonen angereicherte Schnitzel was ja schon einer Jagd an sich gleich kommt, gedenken wir nur der vielen widerrechtlich geparkten Einkaufswagen mitten im Gang oder den krassen Linksabbiegern, aber wenn es ans Zahlen geht, dann wird es erst richtig bizarr. Erst legen wir die Ware vom Regal in den Korb, später von diesem auf das Band, von dort wieder in den Korb nachdem es eingescannt wurde. Dann kramen wir noch Leergutzettel hervor , danach entscheiden wir uns per Karte zu zahlen, wir dürfen aber nicht auf die diversen Paybacks vergessen, also noch eine weiter Plastikkarte heraus gekramt (welche zwischen Otto-Obervertrauensgoldkundenkarte, Krankenkassenkarte, Stechkarte, Amex- Visa- Eurocard – etc und diversen Buchclubkarten steckt).
Ist Euch schon aufgefallen, dass Ihr weniger Hände beim Bezahlen frei haben, als beim nach Hause tragen Eurer Einkäufe?

Sind wir eigentlich irre geworden? Haben uns all die PCs, Handys und I-dingens schon so verstrahlt, dass wir komplikationssüchtig geworden sind?

Ich habe zu Hause Geräte herum stehen, die mir im Alltag Zeit ersparen sollen bzw. meine Freizeit versüßen. Wisst Ihr, dass ich bei den meisten Maschinen lediglich 20 % aller Knöpfchen kenne und auch nutze? Für all die anderen Funktionen müsste ich den Dipl. Ing. in Technik ablegen (bzw. den Bachelor in Betriebsanleitungslesen). Aber vielleicht ist genau das ja auch Sinn und Zweck der eingesparten Zeit.

Für mich jedenfalls hat sich die Frage der Religion erledigt, ich werde Buddhistin. Denn wenn ich ein schlechtes Leben führe, dann reinkarniere ich als E 275 und brauch mir nicht mal um mich selbst Gedanken zu machen.

Donnerstag, 21. November 2013

Ein schlechter Reim will unbedingt raus

Marlene

Im Herbst ist es kalt, und wo ich's erwähne
da wird mir oft kalt in die Beene
ein heisses Getränk ich ersehne
in der Küche mach ich mir Tee, ganz alleene
da lächelt sie mir zu, die kesse Kleene
ein Glas mit Honig namens Marlene!

Donnerstag, 7. November 2013

Scheinheiliges Pack

Den ganzen Tag lese ich nun erboste Kommentare zum Aufreger des Tages schlechthin... St.Martin soll umbenannt werden in Sonne-Mond-und-Sterne.

Menschen regen sich darüber auf, denen ich gerne die Frage stellen möchte, wann sie denn das letzte Mal am Laternenumzug dabei waren, oder ob sie denn überhaupt wissen wer der Heilige Martin war. Aber Halt! Nach dem heutigen Tag, weiss sogar der Bildzeitungsleser um wen es da geht... ich trau mich wetten, gestern wusste er's noch nicht ;)

Witzig nur, dass der Heilige Martin, ein katholischer Bischof war.. was hat der eigentlich bei den Evangelen zu suchen? Aber egal, es wird seine Gründe haben, allein der gütige Gedanke des Teilens zählt und das ist universal zu verstehen. Ein Gedanke, der bei den meisten, die sich hier aufregen, schon gar nicht mehr vorhanden ist.

Worum geht es denn bei dieser Sache wirklich? Um den Gedanken, Religion aus Schule und Kitas rauszuhalten... und dieser Gedanke hat meine unumwundene Sympathie. Wenngleich ich es albern finde, das Fest zu belassen, aber den Namen zu ändern... das ist halbherzig und  nicht nachvollziehbar.
Schule und Kita sollten meines Erachtens nichts, aber auch gar nichts, mit Religion zu tun haben. Dazu ist das Elternhaus da. Wer religiös ist, soll das bitte privat ausleben und wer dazu nicht 100% in der Lage ist: schon in früheren Zeiten gab es die Einrichtung der Sonntagsschule.

Ich bin keine Muslima, aber ich bin nicht religiös... überhaupt gar nicht. Und ich sehe mich zwanghaft ständig mit religiösen Themen konfrontiert - und das bloss, weil meine Kinder einen Kindergarten bzw. eine Grundschule im Dorf besuchen. Es stört mich nicht wirklich, aber es wäre mir lieber, wenn dem nicht so wäre.
Ich habe mir nicht ausgesucht, dass mein Kind einen evangelischen Kindergarten besucht, es gibt keine wirkliche Alternative hier im Ort.
Und mein Grundschulkind aus dem Religionsunterricht rauszunehmen geht auch nicht wirklich, weil es kein Angebot für diese Stunden gibt.
Mein Grundschulkind hat eh schon eine gesunde Einstellung zu dieser Sache - sie ist schlicht und ergreifend davon überzeugt, dass es ohnehin keinen Gott gibt und das alles dem Reich der Märchen und Sagen zuzuordnen ist.
Mein Kindergartenkind glaubt auch noch, dass es Feen sind, die jede Nacht Knoten in ihre Haare knüpfen - weil diese sich dann morgens nicht gut frisieren lassen. Sie denkt auch, dass es Einhörner, Hexen und Elfen gibt... also auch Gott und seinen ganzen Hofstaat.
Richtig stören kann mich das ganze Religionsgedöns also nicht... höchstens abnerven.

Was mich aber richtig auf die Palme bringt, sind die Leute, die sich heute so wahnsinnig darüber aufregen. Wo bitte liegt denn Euer Problem denn genau? Dass es jetzt Sonne-Mond-und-Sterne heissen soll? Aber hallo Ihr habt doch auch kein Problem damit, dass Ausruhen und Entspannen seit einigen Jahren "chillen" heisst. Oder dass Ihr keine "seichte Unterhaltung" mehr führt, sondern "Small Talk". Und das "Hin- und Herhüpfen" zwischen Fernsehsendern heisst schon lange "zappen". Daran kann es ja nicht wirklich liegen.
Nein, ich kann Euch zwei Gründe nennen, warum Ihr angepisst seid:
1) schon wieder mal wird man wegen irgendwelcher "blöden Ausländer" bevormundet - ah da kann man schön, den unbegründeten Hass gegen auswärtig Zugegzogene ausleben, auch wenn die das gar nicht gefordert haben
und
2) Ihr seid zu faul Eure angeblich so heißgeliebten Traditionen zu pflegen. Ist doch praktisch wenn das der Kindergarten oder die Schule erledigen.
Ihr seid in der Lage Flashmobs für Zombiewalks in ganz Deutschland zu organisieren, oder tolle Gesänge in Bahnhöfen, aber zu doof um einen Laternenumzug in einer Gemeinde auf die Beine zu stellen.

Ihr wollt Traditionen pflegen? Dann kümmert Euch doch bitte privat darum, das könnt Ihr doch auch, wenn es um Biergelage geht oder andere Festivitäten, da muss dann doch auch kein Kindergarten her, der das für Eucht organisiert.

Ich muss mich ja nur hier im Ort umsehen, Traditionspflege funtkioniert nur, wenn es Freibier, Saufen und Fressen gibt. Weiss eigentlich noch irgendjemand woher das Wort "Kerwe" bzw. "Kirmes" oder "Kirtag" kommt? Aber das Fest der Kirchweihe hatte wohl immer schon den Touch des Besäufnis, auch in der Vergangenheit, aber früher wurde das wengistens noch rund um die örtliche Kirche begangen.... bei uns ist es weitab vom Schuß und hat mit krichlichen Dingen so rein gar nichts mehr zu tun.

Man muss ja nur den erwachsenen Ottonormalbürger fragen was an Weihnachten das wichtigste sei, dann wird er darauf antworten, daß es toll ist arbeitsfreie Tage geniessen zu können und die dazu gehörigen Kinder stehen dann eh nur auf die Geschenke.
Wie gut, dass es dann  noch die Schule und die Kindertagesstätte gibt, wenigstens die versuchen noch die Bedeutung der religiösen Feste zu erläutern. Schön wenn man zur Traditionspflege nichts beitragen muss.

Da stand es dann wieder im Raum, das schöne Wörtchen "Scheinheiligkeit".

Es wird langsam an der Zeit, dass man Staat und Kirche tatsächlich trennt, es ist einfach nicht mehr zeitgemäß, Menschen religiöse Themen aufzudrängen. Wer religiös leben möchte, der sollte nicht zu bequem sein, dies seinen Kindern selbst näher zu bringen.

Ich bin für staatliche Einrichtungen, die bar jeder Religion sind... Gleichheit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit kann man auch anders vermitteln, ohne Erzählungen aus dem Reich der Märchen und Sagen.

Regt Euch doch nicht ständig über irgendwas auf, denkt fortschrittlich und kümmert Euch selbst um Traditionen... aber dann auch richtig.

Mittwoch, 6. November 2013

Mitleid?

Letztens hat jemand aus meiner Freundesliste bei facebook einen Link gepostet, der vom niederländischen Stimmwunder Amira Willighagen erzählte. Ein 9 jähriges niederländisches Mädchen, das bei einer Talenteshow für's Fernsehen mitmachte.
Es sang kein niedliches Kinderliedchen, auch imitierte sie keinen Popstar... nein, sie sang schmettete stimmgewaltig eine Opernarie aus La Traviata.

http://www.youtube.com/watch?v=_NfnSgYqM4M

Jemand kommentierte dies damit, dass sie fast schon Mitleid mit diesem armen Mädchen hätte und diese Stimme würde nicht zu diesem kleinen Wesen passen... letzteres kann ich als Mutter dreier Töchter schon mal schallend lachend verneinen. Mindestens eine meiner 3 Prinzessinnen kann brüllen wie ein wildgewordener Ochse, wenn die andere sich an ihren Sachen vergreift ;)

Und warum Mitleid? In einem nachfolgenden Interview erfuhr ich, dass Amira wohl gerne klassische Musik hört.
Das kann ich voll und ganz nachvollziehen. Ich war auch so als Kind... gut, ich konnte nur leidlich singen - deshalb: Mitleid musste man damals nur mit meinen Freunden haben, denen ich auf dem Schulweg Arien um die Ohren schlug... die Armen. :D

Ganz ehrlich, abgesehen davon, dass mir die Gänsehaut an Körperstellen hoch und runter lief beim Hören dieses Auftritts, von denen ich noch nicht mal wusste, dass ich sie habe - ich finde es wunderbar, wenn Kinder klassische Musik mögen. Wenn sie es stimmlich dann sogar auf die Reihe bekommen, dann ist das ein kleines musikalisches Wunder.

Allemal besser als Kindergartenfesten beizuwohnen, bei denen die lieben Kleinen Ballermannscheisse vorführen, à la "Komm hol das Lasso raus" oder "Das rote Pferd" ... bei sowas hab ich auch Mitleid, mit den Erziehern/Kinderchorleitern, die noch nicht gerafft haben, dass das wertlose Kacke zum Weiberaufreissen auf Urlaubsinseln ist und vor allem Mitleid mit den Zuhörern... und letztendlich Mitleid mit den Kindern, die mit so einem Müll konfrontiert werden, obwohl ihr Geist noch so offen für wirkliche Kultur ist. Warum brauchen wir Krause und Drews und verderben schon in jungen Jahren den Geschmack unserer Kinder?
Deshalb habe ich bisher auch keines meiner Kinder in einem Kinderchor angemeldet... dort werden nämlich fürchterliche Dinge aus den 80ern einstudiert oder oben erwähnte Ballermannballaden.

Hach, was trauere ich diesem herrlichen Kinderchor hinterher, bei dem meine Älteste damals angemeldet war, dort wurde Klassik vom Feinsten geprobt. Zu Weihnachten gab es dann sogar Carl Orff... herrlich anzuhören war das.
Sie war ein unbeschriebenes Blatt und Kopf und Geist waren offen für richtige Kultur... und sowas wie "das Lasso" oder "rote Pferd" ........

....... hmmmmm... hört sie heute in ihrem Stammlokal....... ähm.
Vielleicht sollte ich diesen Teil nochmal überdenken?! ;)

Egal!

Es wäre schön, wenn Amira aus ihrem Talent noch etwas machen kann und Mitleid hab ich nicht mit ihr, denn singen zu können ist eine große Gabe

sagt, eine die es immer schon gerne gekonnt hätte.