Dienstag, 6. Dezember 2016

Ende gut - alles perfekt

... und dann gibt es diese Tage, die einen einfach zum Lachen und zum Glücklichgrinsen bringen.

Gestern kam eine Mail vom Gymnasium, die Eltern mögen doch bitte die übrig gebliebenen Kuchenbehältnisse endlich abholen.... mal gucken, ob meine nun doch wieder ganz plötzlich materialisiert ist.

Am Freitag und gestern hatte ich noch erfrischend nette Telefonate mit Fed-Ex, die mich zwar nicht weiter brachten, aber zumindest hatten die beiden Damen einen ähnlichen Humor wie ich, und nahmen meinen Sarkasmus nicht persönlich. Sie konnten sogar darüber lachen und waren solidarisch mit mir erstaunt und ratlos, was denn nun mit meiner Lieferung los wäre. Man sicherte mir zweimal einen klärenden Rückruf zu, der niemals erfolgte.. aber dafür stand grad eben ein Bote vor der Tür, der mir meine Duftfläschchen wie selbstverständlich in die Hand drückte.
(Eigentlich kann  ich mich grad gar nicht auf das Tippen konzentrieren, weil ich abwechselnd am linken und am rechten Handgelenk schnuppern muss, um meine beiden Lieblingsdüfte nach so langer Zeit zu geniessen).

Warum der Fed-Ex Bote allerdings laut Sendungsverfolgung von Köln nach Giessen (so nah!), dann von Giessen nach Frankfurt, von Frankfurt wieder nach Köln und anschliessend nach Mannheim fuhr - und das innerhalb 5 Tage - weiss nur der Kuckuck. Es  erinnert mich ein wenig an die Fahrt von Frankfurt nach Essen, die ich damals mit meinem Kollegen Steffen zur Essener Comic- und Spielemesse gemacht habe, und die uns über die Rheinstrasse führte... es war zwar schön, kostete uns allerdings zwei Stunden Fahrtzeit.
Ich meine, wenn der Bote von Köln kommt, dann muss er sich ja erst einmal die Gegend hier ansehen... ich hab da Verständnis dafür.

Vorhin habe ich einen Auftrag erledigt. Mein mittleres Kind (das Nerd-Kind) wünscht sich zu Weihnachten einen sündhaft teuren Harry Potter Quidditch Slytherin Pullover aus echter Wolle. Die Großeltern, lieben meine Kinder und sie erfüllen diesen Wunsch gerne, ich sollte ihn also bestellen, da sie selbst nicht so fit mit Internet sind. Die Bestellung hat mich jetzt mindestens eine ganze Stunden schallend lachen lassen.
Auf Elbenwald bekommt man solch luxuriösen Fan-Artikel und die Bestellung lohnt sich schon mal wegen der Benachrichtigungen, die ich Euch nicht vorenthalten will:
bei Abschluss der Bestellung erscheint der typische "bin mit den AGB einverstanden" Satz, allerdings mit dem Zusatz "Ich habe die AGB zwar nicht gelesen, so wie das heute üblich ist, erkläre mich dennoch mit allem was da so drin stehen mag, bereit"

das fand ich schon amüsant

danach kam die Bestellbestätigung per Mail:

Bestellung bekommen - challenge accepted!

Hallo Martina,

Hach, ein herrlicher Tag! Für uns, weil du was Schönes beim Elbenwald gefunden hast. Aber auch für dich, eben weil du was Schönes beim Elbenwald gefunden hast!

Sollte irgendwie, irgendwann, irgendwas mit deiner Bestellung sein (zum Beispiel, wenn du eine Frage hast), müssen wir dich und deinen Auftrag zuordnen können. Deswegen haben wir deiner Bestellung einen unfassbar individuellen Nicknamen verpasst, den man sich leicht merken kann: EW563xxx

Was passiert als nächstes? Die Kollegen (unsere) laufen durch unseren sagenumwobenen Privatwald, weichen niemals vom Pfad ab (weil verrückte Dinge passieren können, wenn man das tut) und versuchen, deine Sachen zu finden. Es sei denn, du hast Mitten in der Nacht bestellt, dann schlafen wir noch oder schauen Serie.

Wir schweifen ab. Damit nichts in die Hose geht, überprüf bitte noch mal deine Angaben:


xxxxxxxxxx


Jetzt beginnt der harte Teil, die Wartezeit. Wir haben aber schon eine Idee, wie du die am besten bewältigst: mit kostenlosen Comics! Und wie es der Zufall nun einmal will, hätten wir da was im Angebot. Schau doch mal auf unserer eigens dafür eingerichteten Elbenwald-Notfall-Wartezeit-Überbrückungsseite vorbei, es lohnt sich.
 


Ich bin ja nicht neugierig, aber natürlich  habe ich auf den Link geklickt und las dann Folgendes:


Da hast du doch tatsächlich die komplette Bestellbestätigungsmail gelesen und unseren Notfall-Wartezeit-Überbrückungs-Vorschlag entdeckt. Erlaube uns an dieser Stelle ein kurzes Lob: Wunderbar, dass es noch Menschen gibt, die sich tatsächlich Texte durchlesen. Selbst wenn es sich dabei um etwas Langweiliges wie eine Bestellbestätigung handelt. Aber kommen wir zum Punkt, du bist ja aus einem Grund hier.
Zur Überbrückung deiner Wartezeit haben wir uns was ausgedacht. Da du ja zu den Leuten gehörst, die gerne esen, präsentieren wir dir hier fünf Comics, die du kostenlos herunterladen darfst! Das klingt zu schön, um wahr zu sein? Da hast du völlig recht, daher der wichtige Hinweis: Wir dürfen leider nicht einfach komplette Ausgaben verschenken, daher handelt es sich bei unseren Comics “nur” um Leseproben. Dafür fallen die teilweise sehr umfangreich aus! 


und dann kam noch eine weitere Mail mit der Rechnung

Eine Rechnung, so viele Möglichkeiten

 Hi Martina!,

Wir sind’s schon wieder. Der Vollständigkeit halber gibt’s jetzt die Rechnung für deine Bestellung. Damit kannst du ganz unterschiedliche Dinge machen. Ein paar Vorschläge:

Du könntest die Rechnung in einen gesonderten E-Mail-Ordner mit all deinen anderen Rechnungen abspeichern - ordentlich, aber langweilig. Oder du druckst sie aus und heftest sie in einem großen, schwarzen Ordner ab - noch langweiliger. Mit der gedruckten Rechnung könntest du aber auch einen Papierflieger basteln und Spaß damit haben! Oder du malst ein nettes Bild drauf! Oder du nutzt deine überragenden Origami-Künste und erschaffst ein großartiges Kunstwerk!* Und da sag noch einer, digital wäre besser …

Sollte sich das PDF im Anhang nicht öffnen lassen, befolge bitte folgende Anweisungen:

1. Ruhe bewahren
2. Auf weitere Anweisungen warten
3. Den Adobe Acrobat Reader runterladen und installieren http://get.adobe.com/de/reader/
4. Das PDF mit dem jüngst installierten Programm öffnen und einen der obigen Vorschläge umsetzen

Sollte sonst noch irgendwas sein, zöger nicht, uns zu fragen. Entweder per Mail an info@elbenwald.de oder ruf an: 0355 xxxxxx.

Tschö mit ö!

Der Elbenwald

*Wenn du das tatsächlich machst, verlangen wir ein Foto! 


Also dieser Tag entschädigt mich echt für so ziemlich alles das in den vergangenen Tagen schief gelaufen ist.  😄

Freitag, 2. Dezember 2016

Eine Woche voller Wahnsinn

Eigentlich ist das völlig gelogen, denn der Wahnsinn dauert schon etwas länger an... aber diese Woche hat es echt in sich. Und das Schlimmste: die Woche ist ja noch gar nicht vorbei, drei weitere Tage könnten den Wahnsinn noch steigern.

Warnung: Dieser Blogbeitrag (der erste seit Monaten wieder) könnte länger werden. Lesemuffel dürfen sich hier schon verabschieden, auch wenn sie es dadurch versäumen, in meinem Elend baden zu dürfen.

Ich muss etwas ausholen, damit folgende Schilderungen Sinn ergeben.
Vor einigen Tagen beschlossen wir, dass unsere Mädels dieses Jahr keinen riesigen Berg an Geschenken unter dem Weihnachtsbaum finden werden. Stattdessen wollen wir ihnen ihren Herzenswunsch erfüllen: jede bekommt ihr eigenes Refugium. Im Moment teilen sie sich noch zweieinhalb Zimmer im obersten Stockwerk, das dritte ist unser Schlafzimmer.
Der Moment, vor dem ich mich seit Einzug in dieses Haus fürchte, ist also nun gekommen. Als wir hier einzogen, waren unsere Mädels soooooo klein und der Tag der ersten Pubertät noch sooooo weit weg. Aber wir wussten natürlich, dass irgendwann der Tag kommen würde an dem das Zusammenleben der beiden Schwestern zur allgemeinen Qual würde. Dieser Tag hat schon längst Einzug gehalten und bevor Gewalt, Mordgelüste und Blutbad auftreten, müssen also Taten sprechen.

Wir hielten Familienrat und die leuchtenden Augen unserer Töchter zeigten uns, dass die Entscheidung richtig war.

Hier haben wir also dreieinhalb komplett eingerichtete Zimmer, die nun völlig umgestellt werden: unser Schlafzimmer plus Balkon bekommt die ältere, das ehemalige Mädelsschlafzimmer bekommen wir, Spiel- und Schreibzimmer wird das Reich der jüngsten (keine Angst, sie hat zwar keinen Balkon aber dafür das volle Nutzungsrecht der angrenzenden Riesenterrasse - es kommt bei uns niemand zu kurz).
Erstes Problem: unser Kleiderschrank ist ein riesiges, sehr geräumiges, massives Ding, das genau in unser Schlafzimmer passt - die Deckenhöhe in den anderen Räumen ist niedriger. Heisst also übersetzt: wir können den Kleiderschrank nicht in unser neues Schlafzimmer mitnehmen und müssen einen neuen kaufen.
Älteste bekommt jetzt einen massiven, riesigen , sehr geräumigen Kleiderschrank (wir müssen nie nie wieder aumisten - da passen die alten Klamotten, die zu klein geworden sind, genauso rein wie die neuen... und zwar die nächsten 5 Jahre). Den Kleiderschrank der ältesten bekommt nun die jüngste und der beste Ehemann von allen bekommt den kleinen kompakten Kleiderschrank der jüngsten (er ist - im Gegensatz zu mir - sehr genügsam was Klamotten anbelangt) und ich.... ja ich bekomme einen völlig neuen Kleiderschrank vom grossen Schwedenmöbelhaus. Hach!
Bevor das aber passiert müssen wir Schiebepuzzle spielen, und zwar die Live-Version. Ihr kennt das noch aus Eurer Kindheit? Bei mir flog das Ding öfter schon mal quer durch die elterliche Wohnung
Ein Gutes: Wir fanden heraus, dass unser altes Bett einen erneuten Abbau und Wiederaufbau wohl nicht mehr mit macht. Also darf es sich auf den Sperrmüll verabschieden. Denkt jetzt kurz mal nach, gleich habt Ihr einen Aha-Effekt.....

Ja, genau - ein Teil weg bedeutet = es entsteht Raum zum Herumschieben. Klasse oder?
Tja, aber das neue Bett wird erst am 6. Dezember (hoffentlich) geliefert, bis dahin verbringen der Allerbeste und ich die Nächte im Gästezimmer, die alten Matratzen auf dem ausziehbaren Sofa, weil ich mir beim besten Willen derzeit keinen Termin bei der Physiotherapeutin leisten kann. Das Hochklettern auf das Bett hat ein bisschen was vom "Die Prinzessin auf der Erbse" - Märchen. Ich überlege mir derzeit sehr gründlich, ob ich nachts tatsächlich auf die Toilette muss, weil es mich nämlich fett auf die Fresse legen würde, wenn ich im Dunkeln von diesem Thron herab steigen muss.
Der Mensch gewöhnt sich schnell an alle möglichen Umstände.

Soweit also der momentane Zustand bei uns zu Hause, der auch die nächsten Wochen nicht sonderlich anders werden wird.
Der Allerbeste hat dieses Jahr keinen Urlaub mehr, also wird hauptsächlich in den Abendstunden und am Wochenende gewerkelt, nachmittags versuche ich die älteste zum Mitarbeiten zu motiveren und die jüngste zum Ausmisten. Beides energieraubende Aufgaben, die mich am Rand meiner Leistungsfähigkeit bringt. Und manchmal weiss ich nicht, wen ich lieber hab: das faule Aas, oder den angehenden Messie.... seufz.
Aber die Dinge, die doch noch gehen dürfen, werden langsam mehr und da ja im Keller Teile der neuen Möbel gestapelt sind, passen die Kartons mit dem Kinderspielzeug, das zu schade zum Wegwerfen ist aber gut genug für den nächsten Flohmarkt, nicht mehr rein. Wir laufen also derzeit Slalom zwischen Müllsäcken (die grüne Tonne war bereits eine Stunde nach dem Leeren wieder randvoll) und Flohmarktkartons Slalom.


(letztes Bild zeigt den Blick in unser künftiges Schlafzimmer mit teilweise aufgebautem neuen Kleiderschrank und tonneweise Bücher, die eines der nächsten Probleme darstellt: keines der unzähligen Regale bleibt wo es war - also alle Bücher raus, Regal verstellen, Bücher wieder rein)

Ihr wisst also nun, wie es bei uns derzeit aussieht und nun kann ich endlich anfangen zu erzählen!

Montag:
Der Postbote klingelt und bringt mir eine CD, die ich schon völlig vergessen hatte. Vor ca. 4 Wochen bestellt für 4,99 bei Amazon über einen Drittanbieter. Darauf ein Lied, das ich nun schon seit 20 Jahren haben möchte. Die Band heisst KILA, der Name steht auf der CD drauf, ich packe sie freudig erregt aus und lege sie in den Player. Die CD ist zu Ende, sie war gut.... aber DAS Lied war nicht darauf. Ich gucke die CD an, gucke in meine Bestellhistorie und ein Licht geht mir auf: richtige Band, falsches Album.
Ich schreibe die Lieferfirma an und bekomme keine Antwort. Beim Blick in die Auflistung sehe ich, dass die CD die ich eigentlich haben wollte mittlerweile ominöse 19,90 Euro kostet.

Dienstag:
Ich beschliesse, dem Allerbesten einen Adventskalender zu kaufen. Eigentlich haben wir schon vor Jahren beschlossen, dass wir einander an Weihnachten nichts schenken, auch nicht an Nikolaus... also gar nicht. Wer sich nicht daran hält - der Allerbeste.
Also auch dieses Jahr steht ein schöner Edel-Schoko-Adventskalender für mich zwischen den beiden Adventskalendern der Mädels. So, dieses Jahr also will ich, dass der Allerbeste auch einen bekommen soll. Gibt es eigentlich einen Bier-Adventskalender? Ja! Tatsächlich, ich werde im Internet rasch fündig - Liefergarantie am nächsten Tag. Na perfekter geht es wohl kaum noch. Ich bestelle und freue mich auf :

Mittwoch:
Ich verlasse das heimische Sofa kaum, werfe immer wieder abwechselnd einen Blick auf die Sendungsverfolgung von DPD und aus dem Fenster. Mein Geschäft verrichte ich in Millisekunden, ich will ja das Läuten nicht verpassen.
18 Uhr abends - bis jetzt niemand an der Tür, ich bin ausgelaugt vom Lauern. Der Blick auf die Sendungsverfolgung teilt mir mit, dass ein vergeblicher Zustellversuch erfolgte, aber niemand zu Hause war.
Ich rufe bei DPD an (die Nummer fand ich nach einer halben Stunde Suche auf deren Seite) - eine Tonbandstimme fordert mich mehrmals auf Paketnummer und Postleitzahl in den Hörer zu brüllen, und sagt mir am Ende dass der Fahrer heute bei mir niemanden erreicht hätte, das Paket aber morgen erneut zugestellt würde.
Ich schreie mein Telefon an - das ja eigentlich völlig unschuldig an der Sache ist - und merke, dass ich einen Pickel auf der Stirn bekommen habe.
Ich rufe das Kontaktformular auf und lasse meinem Frust freien Lauf, genauso antworte ich auch der Adventskalenderfirma, die mir die Zustellung für diesen Tag garantiert hat, dass die DPD-Wahl wohl nicht die allerbeste war.

Donnerstag:
In meinem Mailpostfach vier neue Mails - zwei von DPD, in der einen wird mir freudig mitgeteilt, dass der Fahrer schon auf dem Weg zu mir wäre und mein Paket heute eintrifft. In der anderen steht:
"Sehr geehrter Kunde,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Ihr Paket befindet sich bereits in unserem Zustellfahrzeug und wird im Laufe des Tages ausgeliefert.

Sie möchten wissen, wo sich unser Zusteller gerade befindet?
Die Lieferung können Sie jederzeit in unserem Live-Tracking unter dpd.de verfolgen.

Bei weiteren Fragen melden Sie sich gerne bei uns."


Wollen die mich verarschen? Ich schreibe schnell zurück:
"Haben sie meine wütende Beschwerde eigentlich auch gelesen?"


Die anderen beiden Mails sind von der Adventskalenderfirma, die eine kündigt mir mein Paket von DPD an (hahaha wie lustig) und die andere:


"Sehr geehrte Kundin, sehr geehrter Kunde,



danke für die Rückmeldung. Lt. Sendungslink befindet sich die Ware heute in der Zustellung.
Bitte entschuldigen Sie die Verzögerung."

Also auch die sind lustig drauf.....

Um 14 Uhr klingelt ein DPD Fahrer bei mir, der aussieht als wäre er dem Frankfurter Hauptbahnhof Millieu entsprungen. Ich frage ihn, ob er gestern auch da gewesen wäre. Seine radebrechende Antwort: "Gestern keine Zeit mehr."

Ja super! Ich habe Lust, ihm den mehrere Kilo schweren Adventskalender in die Heroinfresse zu drücken, lasse es aber sein.
Er brachte mir noch ein zweites Päckchen - meine nachbestellte Kuchentrage. Hierzu muss ich leider wieder ein wenig ausholen und den Blick auf letzte Woche lenken. Weihnachtsbazaar im Gymnasium, Tage vorher eine freundliche Anfrage einer organsierenden Mutter, ob ich was Deftiges für die Snacktheke besteuern möchte. Meine Tochter hatte mich darauf schon vorbereitet und mich gefragt, ob ich meine leckeren Schinken-Käse-Schnecken machen möchte. Ja, ich will, aaaaber ich hab ein Transportproblem. Meiner Tochter kann ich das ja schlecht schon morgens für den hoffnungslos überfüllten Schulbus mitgeben und selbst bin ich nicht mobil. Kein Problem versicherte mir die Orga-Mutter, sie würde, wenn es mir recht sei, die Schnecken gerne vor dem Bazaar bei mir abholen. Ob mir das recht sei? Das wäre perfekt und ich schloss sie in mein Abendgebet ein... wenn ich denn beten würde.
Ab da tägliche Status-Mail über den Verlauf der Snacktheke. Nicht mal wenn ich gewollt hätte, hätte ich darauf vergessen können. Tag x kommt, die Schnecken stehen in der Kuchentrage bereit, die ich wohlwissend mit Namensaufkleber versehen habe.
Ich trabe in meine Garage, um meine Handarbeiten in Kartons zu verstauen, denn am nächsten Tag ist Weihnachtsmarkt, wo ich hoffentlich den Inhalt der Kartons verkaufen werde.
Ein perfekter Ort, um die Ankunft der Orga-Mutter nicht zu verpassen, denn sie würde ja genau vor der Garge Halt machen.
Die Kartons sind fertig gepackt, bis jetzt hielt kein Orga-Mama-Auto. Ich gehe hoch und finde mein Telefon blinkend vor, der Anrufbeantworter teilt mir mit, da ich ja offensichtlich nicht zu Hause sei, spart sie sich den Weg, ich hätte ja wohl vergessen auf die Schneckenspende.
Liegt es an dem Ort? An der politischen unruhigen Situation, am Leitungswasser? Wir werden es nie erfahren. Es folgte jedenfalls eine Stunde des hektischen Herumtelefonierens, um die Schnecken doch noch irgendwie los zu werden, wertvolle Arbeitszeit.... MEINE Arbeitszeit.
Ich will gar nicht lange drum herum reden, meine Kuchtrage hat nie jemand gesehen, keiner weiss von irgendwas und ich habe mir jetzt eine neue bestellt. Derjenigen, die sich meine Kuchentrage mit dem Namen meiner Tochter drauf unter den Nagel gerissen habe, wünsche ich die Krätze am Hintern und zu kurze Hände.

Zurück zur eigentlichen Erzählung - 
Ein Blick auf die Uhr sagt mir: in zwei Stunden muss ich los, einen ganzen Wagen voller Briefsendungen und Päckchen zur Post bringen und danach ein Zahnarzttermin meiner beiden Prinzessinnen. Eigentlich sollte aber noch der Fed-Ex Fahrer vorbei kommen......
JETZT muss ich leider wieder ausholen.

Vor einigen Wochen machte ich mich im Internet auf die Suche nach meinen beiden Lieblingsdüften, die es in den herkömmlichen Parfümerien nicht mehr gibt. Ich fand sie tatsächlich und bestellte sie, die Seite: eine deutsche Seite mit Euro-Preisen und Mehrwertsteuer. Erst nach Abschluss der Bestellung sehe ich, dass die Firma ihren Sitz in Amerika hat. Ein leichter Anflug von Panik befällt mich, aber wird schon gut gehen.
Zwei Wochen später eine Sendungsverfolgung von Fed-Ex, das Päckchen befindet sich auf dem Weg zu mir. Yippieh! Sollte ich noch Zoll zahlen müssen, was soll's das wäre es mir Wert.

Die Sendungsverfolgung kündigt die Sendung für Montag vor drei Wochen an. An jenem besagten Montag zeigt die Sendungsverfolgung, dass die Waren am französischen Zoll hängt und es gibt keine weitere Information über den Liefertag. Zwei Tage später rufe ich bei Fed-Ex an, die erklären mir, dass das Paket wegen "Gefahrengut" beim Zoll hängt und nun auf die Deklarationspapiere aus den USA gewartet wird.
Eine Woche später immer noch keine Änderung am Versandstatus, dat Ding hängt immer noch in ROISSY CHARLES DE GAULLE.
Ich schreibe an die Versandfirma in den Staaten (in deutscher Sprache), wie das nun weiter gehen soll. Und was passiert, wenn die Waren nicht frei gegeben wird bzw. vernichtet, ob ich dann meinem Geld hinterher winken darf?
Ich bekomme eine prompte sehr freundliche Antwort in perfektem Deutsch, dass ich noch eine Woche warten soll, in der Regel würde das Päckchen dann weiter ziehen. Sollte dies nicht der Fall sein, bekäme ich selbstverständlich entweder die Ware erneut zugestellt oder das Geld erstattet.

Okay, ich fühle mich erleichtert und beruhigt und siehe da, am Mittwoch (der Mittwoch aus unserer Timeline) sagt mir der Versandstatus, dass sich mein Päckchen in Köln befände und mir am Donnerstag gegen 18 Uhr zugestellt würde.
Tja, blöd nur, dass ich um 17 Uhr den Zahnarzttermin mit den Mädels habe. Bevor ich gehe, hänge ich also noch einen Zettel an die Tür mit Anweisungen wohin man das Päckchen ablegen könnte, wenn ich nicht zu Hause bin.

Ich greife nun vor, geht erzähltechnisch nicht anders, als ich um 18 Uhr zu Hause war, freute ich mich zwar über das Wiedersehen mit dem Allerbesten aller Ehemännern... aber weit und breit war kein Fed-Ex Päckchen oder eine Nachricht. Die Sendungsverfolgung zeigt mir ein Wort: Zustellungsausnahme
ich google danach und finde eine Seite: "Fed Ex Kürzel erklärt" und "Zustellungsausnahme" heisst....... na, was  heisst es? Ja genau: der Fahrer hat niemanden angetroffen.
Ich höre Euch laut sagen: In diesem Fall hat es ja gestimmt, weil sie war ja beim Zahnarzt.
Ich würde Euch gerne zustimmen, aaaaaaaaaaaber: vor dem Wort "Zustellungsausnahme" steht die Uhrzeit: 8:29 (also morgens).
Wie muss ich mir das also vorstellen? Der Fahrer steigt morgens durch eine Subraumspalte, landet  um 18 Uhr abends bei mir vor der Tür und stellt fest, dass ich gar nicht zu Hause bin. Steigt wieder durch die Subraumspalte zurück zum frühen Morgen und erzählt sich selbst, dass er gar nicht vorbei fahren muss, da ich ja gar nicht zu Hause sein werde.

Da ich aber grad vom sehr "erbaulichen" Zahnarzttermin kam, war ich absolut ruhig und nehme es langsam als Normalzustand hin.
DAS also ist mein Leben, ich bekomme niemals, auch in Zukunft nicht, Pakete, egal woher und womit geliefert, an dem Tag zugestellt, an dem es angekündigt wird.
Wie gut, dass ich eh immer zu Hause bin und mir keinen Tag frei nehmen muss. Manche Dinge fügen sich doch irgendwie praktisch zusammen....

Nun aber wieder zurück zum eigentlich Erzählverlauf. Wir erinnern uns, es ist Donnerstag 17 Uhr, der Zahnarzt ruft.
Es  handelt sich bei diesem Besuch um normale Vorsorge, wobei wir aber wissen, dass die ältere ein Loch in einem Milchzahn hat, das repariert gehört - soweit hat uns letzte Woche die andere Zahnärztin, die für die Zahnspange zuständig ist, schon vorgewarnt. Eine Horrorsituation für meine Tochter, die zwar bei den üblichen Sitzungen mutig ist, aber nicht wenn was ansteht, das sie noch nicht kennt. Ich habe Verständnis dafür, ich bin ja selbst der größte Schisser vor dem Zahnarzt, wenn ich  da hin muss. Aber ich weiss auch, dass es besser ist, es hinter sich zu bringen, als es ewig auf zu schieben.
Mein Kind liegt also in diesem Zahnarztstuhl und wird mit dem Loch erneut konfrontiert, das sie bis dahin erfolgreich verdrängt hatte und bekommt leichte Panik. Ich rede ihr zu, dass sie es einfach hinter sich bringen soll und dass sie keine Angst haben muss, sie könne mir vertrauen.
Der Zahnarzt spricht das Kinderzauberwort aus: muss nicht heute sein, lass es sacken und komme wieder, dann machen wir das.
Super.... Mama hat nun absolut keinen Einfluss mehr, zumal die dralle schrille Zahnarzthelferin noch dezent ein "Manchmal haben Mütter einfach still zu sein" einwirft.
Ich übe mich also in Stille und gehe im Kopf den Terminkalender durch und hoffe auf einen Tag, an dem es mir demnächst möglich sein wird, erneut mit meinem Kinde anzutanzen... ist nicht so einfach kurz vor Weihnachten mit all den anderen Terminen und den Schulzeiten im Gymnasium und einem in Renovierung befindlichen oberen Stockwerk (ich wette DAS habt Ihr schon wieder vergessen gehabt).
Wir bekommen einen Termin, der mir Bauchschmerzen bereitet, nämlich am Tag NACH dem nächsten Zahnspangentermin. Ich mit meinen 50 Jahren weiss, was nun auf mein Kind zu kommt: an einem Tag Zahnspangengedöns, am nächsten Tag gleich nochmal zum Zahnarzt Loch reparieren. Und statt 5 Minuten Panik, wird sie nun drei Tage vor dem Termin Panik schieben. Aber gut, das Kind liegt nun schon im Brunnen - ich bin still.

Zahnarzt geht, Kind - bzw. ihre Zähne - werden gereinigt und poliert. Währenddessen belausche ich das wasserfallartige Geplapper der schrillen Drallen: "Wie alt bist du denn? Ach 11, wie schön, aber du musst weniger Süsses essen (meine ältere Tochter mag Süsses nicht, hasst aber Zähneputzen, ein tagtäglicher Kampf um das Thema), und die ganzen verstecken Zuckerwerte in den Getränken, du solltest wirklich darauf verzichten.Mach dir mit deiner Mama einen Tag in der Woche aus, an dem ihr den ganzen Tag naschen könnt und an all den anderen Tagen gar nicht"
Mein jüngstes Kind strahlt mich voller Freude an: einen ganzen Tag lang naschen - der Himmel tut sich auf... bei uns wird ausschliesslich Samstag abends genascht, die restliche Woche eher weniger bis gar nicht

Mein älteres Kind rank und schlank, bombenfigur für ihre 11 Jahre, liegt hilflos da, den Schlauch im Mund und Miss Piggy erzählt sich selbst Wahrheiten aus dem Poesie-Album, in unschönem Dialekt:
"Ich tu dir jetzt eine klebrige Paste drauf, lass es einfach klebrig sein... aber oh gott, gehst du heute noch auf den Weihnachtsmarkt mit Freunden? Mädels in deinem Alter gehen ja auch schon mal alleine aus. Dann wäre das jetzt nicht so toll, das färbt nämlich die Zähne......"
Mein Kind schüttelt den Kopf. Nur zur Verdeutlichung: es ist kurz vor 18 Uhr mitten unter der Woche, der nächste Dauerweihnachtsmarkt befindet sich in der nächsten grösseren Stadt, die mit dem Bus eine Stunde entfernt ist. Ich weiss ja nicht, ob Miss Piggy selbst Kinder hat, falls ja.... na dann gute Nacht.
Sie plappert munter weiter:
"Oder gehst du heute noch ins Kino, mit deinem Freund, das wäre auch nicht so schön... hast du schon einen Freund? na für einen Freund bist du vielleicht doch noch etwas zu jung, aber man weiss ja heutzutage nie........blablablablablubb"

Meine Tochter wird immer kleiner und ich kann bis in meine Ecke spüren, wie peinlich ihr dieses Gespräch ist.
Endlich ist die Labertasche fertig, mein älteres Kind erlöst, meine jüngste muss auf den Folterstuhl (Labertaschen-Wasserfall-Geplapper-Folter)
Der Zahnarzt betritt erneut die Bühne, verrichtet seine Arbeit,  ist eigentlich zufrieden, erneute Predigt über regelmässiges und gründliches Zähneputzen. Zahnarzt geht ab, Miss Piggy verlässt auch den Raum, um schnell was anderes zu machen, bevor sie sich der gründlichen Reinigung und Politur der jüngsten Zähne annimmt.

Meine ältere Tochter und ich sprechen erneut über das bevorstehende Loch, also die Reperatur desselben, Loch  ist ja schon da....
ich erzähle ihr, dass sie wirklich keine Angst davor haben muss, da sie ja auch eine Betäubung bekäme, falls es unangenehm wäre. Sie meint noch, dass sie vor einer Spritze gar keine Angst hätte. Ich bestätige ihr, dass so eine Spritze kaum zu merken ist, aber das Gefühl zwei Stunden später richtig lustig ist, wenn man dann ständig mit den Fingern am Testen ist, ob man die Lippen eigentlich geschlossen hat, oder die ganze Zeit mit offenem Mund da sitzt und der Sabber läuft einem übers Kinn, weil man ja nichts spürt. Und das Trinken wäre ja super lustig, wenn's links und rechts vorbei läuft. Wir amüsieren uns königlich und ich merke, dass die Anspannung und Angst aus meiner Tochter weicht - Humor regelt in unserer Familie seit Jahrhunderten jedes Problem.

Mitten in unser lustiges Gespräch über taube Lippen und Sabbereien platzt Miss Piggy wieder rein und fährt mich mit ihrer schrillen Stimme an: "Also das ist ja unmöglich, hören sie doch endlich auf damit, ihrer Tochter Horrorgeschichten zu erzählen. Manche Mütter sind wirklich unglaublich."
Der verbale Wasserfall füllt den Raum und ich stammle erst: "Wir reden grad über....", merke aber, dass ich nicht durch den Wasserfall dringe und schlage laut mit der flachen Hand auf den Tisch und sage sehr laut:"Jetzt halten sie mal endlich ihren Mund und hören auf so viel zu reden. Sie haben mir nun schon zum zweiten Mal das Wort verboten, mischen sich in ein Gespräch zwischen meiner Tochter und mir ein, ohne zu wissen worum es geht und ich würde sie jetzt wirklich darum bitten, ihren ungehörigen Ton mir gegenüber zu unterlassen und einfach still ihre Arbeit zu tun, damit wir hier endlich weg können."

Ich erspare Euch nun den weiteren Wortwechsel, zwischen zwei Bluthochdruckpatientinnen mit hochrotem Kopf und zittrigen Händen.... ich würde ihn auch kaum noch korrekt wiedergeben können. Nur so viel sei verraten: Miss Piggy hielt nichts davon, ihren Mund endlich endlich zu halten. Sie regte sich wohl so über mich auf, dass sie mein jüngstes Kind mit dem Schlauch im Mund einfach für ein paar Minuten verliess... vielleicht musste sie sich draussen zur Beruhigung zwei Rippen Schokolade rein ziehen.  Als sie zurück kam, forderte sie mich auf, ich könne gerne raus gehen.
"Ich weiss, dass ich das kann, aber hier liegt meine Tochter auf dem Behandlungsstuhl und sie müssen es mir schon selbst überlassen ob ich sie hier mit ihnen alleine lassen möchte, oder lieber bei ihr bleibe."
Ich muss Euch nicht sagen, dass sie auch das nicht unkommentiert liess.... Babbelsucht oder die Sturheit das letzte Wort haben zu wollen.
"Ich wollte es ihnen nur anbieten... blablablablablubberblabla"
"Können sie jetzt endlich still sein und weiter arbeiten?"

Fazit - es war wie in einem schlechten Fantasiefilm. Ich konnte förmlich sehen, wie mein aufgestauter Frust über DPD-Idioten und automatisierte Mail-Antworten, verlustig gegangen Kuchenbehältnisse und Umzugschaos sich in Gestalt einer hässlichen Kreatur aus meinem Kopf entfernte und sich in Miss Piggys Kopf einnistete.
Während wir drei gelöst lachend nach Hause liefen und wir uns einig waren, was für eine dumme Pissnelke das grad war, hat Miss Piggy ihren Abend sicherlich entweder in Alkohol ertränkt oder heulend in ihr Tagebuch geschrieben..... die Episode mit der Horrormutter, die sie so unfair behandelt hat.

Und das war meine Woche, die noch gar nicht rum ist.
Ich lege mich jetzt bis Montagmorgen ins Bett, sollte mich jemand suchen, ich bin für niemanden zu sprechen.